Turn- Und Sportverein Ottensen von 1893(TuS Ottensen)

Geschäftsstelle

Bökenkamp 76
22607 Hamburg

Telefax: 040 88 16 76 95

URI: http://www.tus-ottensen.de/

Logo TuS Ottensen

Good bye Cairo, good day Ottensen!

Tischtennis Abteilung bekommt Verstärkung aus Ägypten

27.08.2023

Amira Khalil hat es im Tischtennis zu wahrer Meisterschaft gebracht. Seit kurzem hat der Beruf sie ins "kalte" Hamburg verschlagen - von den sandigen Wüsten an die Tischtennisplatte nach Ottensen. In ihrer Heimat fand 1939 das erste Mal eine Tischtennis Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden statt (erst in diesem Jahr – 84 Jahre später - kehrte das Turnier in Durban auf den Kontinent zurück). Wir freuen uns, dass Amira uns in der kommenden Saison verstärken wird. Sie erinnert uns daran, dass Sport eine universelle Sprache spricht und Menschen aus verschiedenen Gegenden der Welt zusammenbringen kann, um gemeinsam die Leidenschaft – nicht nur - für den kleinen Plastikball zu teilen.

Amira, wir freuen uns über die Gelegenheit, mehr über dich und deine Heimat zu erfahren. Lass uns loslegen: Wo kommst du her?
Amira
: Gerne. Ich bin Ägypterin, in Kairo geboren und aufgewachsen. Meine Familie geht den unterschiedlichsten Hobbys nach und interessiert sich sehr für Kultur. Mein Vater arbeitet als Kardiologe, verfolgt leidenschaftlich Sportveranstaltungen, vom Fußball ist er geradezu besessen. Meine Mutter ist Professorin für englische Literatur, mit der ich die besten Gespräche über Poesie und Kino führen kann. Meine Schwester hat als Designerin eine tolle Fähigkeit: Aus Alltagsgegenständen entstehen in ihren Händen kleine Kunstwerke.

Du wurdest in Ägypten geboren, einem Land, das wir in Europa normalerweise nicht mit Tischtennis, sondern eher mit Fußball in Verbindung bringen…
Amira
: Ja, das stimmt. International verbindet man Ägypten nun wirklich nicht für Tischtennis. Doch in letzter Zeit gibt es eine wachsende "Community", und es hat sich eine richtige Fankultur entwickelt. Mittlerweise gilt Ägypten als das "China Afrikas". Aber als ich angefangen habe, Tischtennis zu spielen, war das eher die Ausnahme und ungewöhnlich.

Wann hast du mit dem Tischtennis spielen begonnen, und wie bist du überhaupt zu dieser Sportart gekommen?
Amira
: Ich habe als Kind mit neun Jahren angefangen zu spielen. Mein Vater mochte das Spiel sehr, er war zwar nie Profi, aber ein, wie sagt man, fortgeschrittener Amateur. Ich erinnere mich noch ganz genau: Er hatte mich zu einem professionellen Tischtennistraining mitgenommen. Danach wollte ich nur noch eins: tief in die Welt des Tischtennis eintauchen.

Du warst im Tischtennis sehr erfolgreich. Wie kam es dazu?
Amira
: Ich habe zehn Jahre lang professionell Tischtennis gespielt und gehörte zu den besten Spielerinnen in Ägypten. Dafür bin ich sehr dankbar. Wie bei allen Athlet:innen war das mit täglichem Training und viel Ausdauer verbunden. Ohne die große Unterstützung meiner Familie, besonders meines Vaters, wäre das nicht möglich gewesen. Und das in guten wie in schlechten Zeiten.

Welche Bedeutung hat Tischtennis in Ägypten?
Amira
: Obwohl Fußball bei Weitem die beliebteste Sportart in Ägypten ist, mögen die Menschen Tischtennis (auch in Ägypten wird das Spiel - leider - Pingpong genannt). Auf nicht professioneller Ebene kann Tischtennis drinnen oder draußen gespielt werden, Schläger und Netz kostet nicht viel, und ein moderater Fitnesslevel ist ausreichend. Deshalb hat Tischtennis alle Eigenschaften, um zu einem Volkssport zu werden. Und – eine Besonderheit und sicher ungewöhnlich - in vielen Bezirken Ägyptens finden während des muslimischen Fastenmonats Ramadan Tischtennisturniere statt.

Welche Bedeutung hat Tischtennis für Mädchen und Frauen in Ägypten?
Amira
: Das derzeitige Frauen-Nationalteam Ägyptens war in letzter Zeit sehr erfolgreich. Dina Meshref (eine gute Freundin von mir) ist die erste ägyptische Spielerin unter den Top 30 in der Welt. Und dann gibt es noch das aufstrebende Talent Hana Goda (15). Ihre bemerkenswerten Leistungen schon als junges Mädchen haben sie nicht nur in Ägypten bekannt gemacht. All diesen unglaublich begabten Spielerinnen ist es dank sozialer Medien möglich, Unterstützung und Sponsoring zu erhalten. Ich hoffe, das ermutigt auch andere Frauen und Mädchen, ihren Beispielen zu folgen.

Erinnerst du ein besonderes Match, das dich stark beeinflusst hat?
Amira
: Ja, und zwar sehr lebhaft. Ich war 12 Jahre alt und bin zum ersten Mal auf einem nationalen Turnier über das Viertelfinale hinausgekommen. Ich kam sogar ins Finale (leider verloren) und hatte meine erste Silbermedaille gewonnen (was niemand für möglich gehalten hätte). Die Freude und Dankbarkeit, die ich in diesem Moment empfunden habe, sind bis heute geblieben. Und das erinnert mich noch heute daran, dass mit Ausdauer und harter Arbeit etwas Unmögliches möglich werden kann.

Du lebst jetzt in Hamburg, was machst du hier?
Amira
: Ich arbeite bei einem großen, global aufgestellten Energieunternehmen in Deutschland. Der Fokus meiner Position liegt eigentlich auf den Nahen Osten und Nordafrika. Deswegen bin ich sehr froh, dass ich zum Hauptsitz des Unternehmens nach Hamburg kommen konnte.

Wie gefällt dir die Stadt? Fühlst du dich hier fremd?
Amira
: Ich habe mich in Hamburg verliebt, fühle mich absolut sicher und wohl hier. Was ganz wichtig für mich ist: die Freundlichkeit und Unterstützung, die ich von der Tischtennis-Community erhalte, besonders von meinen neuen Freunden beim TuS Ottensen. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar!

Was ist in Hamburg im Vergleich zu Kairo anders?
Amira
: Oh, wo soll da ich anfangen? Die Deutschen tendieren dazu, in Gesprächen etwas zurückhaltender als die gesprächigen Ägypter zu sein. Aber im Ernst: Es beeindruckt mich, wie engagiert die Menschen hier sind, wie sie Sport intensiv und regelmäßig betreiben, selbst im hohen Alter. Das ist eine Kultur, die ich mir auch für Kairo wünsche.

Apropos Wünsche: Was erhoffst du dir für die kommenden Monate?
Amira
: Ganz ehrlich - weniger Regen und mehr Sonnenschein!

Oha, das könnte schwierig werden! Aber: Was können wir von dir lernen?
Amira
: Abgesehen davon, dass wir gegenseitig von unseren Tischtennis-Fähigkeiten lernen können, freue ich auf eines: euch ein paar ägyptische Rezepte vorzustellen und vielleicht auch ein paar arabische Wörter beizubringen. Ich  hoffe, ihr habt Geduld mit meinen Deutschkenntnissen und meinen Fahrradkünsten. Denn der Verkehr in Kairo ist total verrückt, und beim Fahrradfahren habe ich mich dort immer unwohl gefühlt. In Hamburg, glaube ich, habe ich gute Chancen, darüber hinwegzukommen.

Last, but not least: Welchen Rat hast du für all jene, die gerade erst mit Tischtennis angefangen haben oder ihre Tischtennis-Reise beginnen?
Amira
: Je weiter du dich im Spiel entwickelst, desto anspruchsvoller und damit auch unterhaltsamer wird es. Sei geduldig und kämpfe dich durch die Phase des Anfängerdaseins!

Redaktion: Michael Marek
Foto: Arnd Hoffmann

Termine

Derzeit keine Termine vorhanden